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3D Tabletten bringen Geschäftsmodelle ins Wanken und generieren gleichzeitig neue

Quantensprung-Innovation aus der Sicht von Innovationsmanagern

Wenn Innovationen sowohl Produkte grundlegend verändern als auch ein neues Geschäftsmodell initiieren, sollte man als Innovationsmanager doch eigentlich hellhörig werden.

Diese Kombination ergibt sich im folgenden Beispiel aus dem Bereich der zukünftigen individualisierten Bereitstellung personalisierter Medizin.

Seit ca.100 Jahren werden pharmazeutische Tabletten hergestellt und selbstverständlich ist die heutige Herstellung hoch innovativ im Sinne von zB kontinuierlichen Herstellungsverfahren und Hochleistungstablettenpressmaschienen. Dennoch haben sich in den letzten 10 Jahren neue Herstellungsverfahren durch den Einsatz von 3D Druckern ergeben, die Produkte mit interessanten neuen Eigenschaften hervorbringen. So können bis zu 5 verschiedene Wirkstoffe in einer Tablette kombiniert werden, so dass – zumindest theoretisch- in Zukunft Patienten viel einfachere Einnahmeschemata zu beachten haben (zB, einmal täglich eine Tablette anstatt verschiedene Tabletten zu verschiedenen Einnahmezeitpunkten). In kleinen Batchgrössen lassen sich individuelle Dosierungen eines Wirkstoffes in die 3D Tabletten einarbeiten. Diese Tabletten können in ihrem äußeren Erscheinungsbild ebenfalls den Bedürfnissen des Patienten im Sinne von Form oder Farbe möglicherweise auch Geschmack angepasst werden. Es lassen sich somit auch Unverträglichkeiten vermeiden, indem bestimmte Inhaltstoffe, die in konventionellen Tabletten unverzichtbar sind (z.B. Lactose), für Patienten mit Lactose-Intoleranz nicht mehr für 3D Tabletten benötigt werden. Alle diese Charakteristika verdienen im Grunde schon die Bezeichnung einer Quantensprung-Innovation für 3D - vs. konventionellen Tabletten.

Aus der Sicht eines Innovationsmanagers wird aber noch ein neues zusätzliches innovatives Geschäftsmodell interessant. Die Individuelle 3D-gedruckte Tablette lässt sich nur dann individualisieren, wenn sie nicht mehr im Pharmaunternahmen zentral sondern eher dezentral 3D gedruckt wird. Dafür kommen in Zukunft zB Apotheken mir zertifizierten 3D Druckern oder auch dafür spezialisierte Dienstleistungsunternehmen in Betracht. Die Wertschöpfung findet also an anderer Stelle als im bisherigen Modell statt bzw. ist anders aufgeteilt.

 

Somit sollte sich der 3D Druck von Tabletten als interessante und lukrative Nische neben den herkömmlich durch Kompaktierung hergestellten Tabletten etablieren lassen. Auch wenn die Massenware, der in großen Volumina herstellbaren traditionellen Tabletten,  in Zukunft immer noch benötigt wird, entsteht ein neues bedeutendes Feld für individualisierte oral wirksame Medizin.

 

Wie beurteilen Innovationsmanager diese Einschätzung zum Quantensprung-Potential der 3D Tablette?

Anmerkung: der gesamte Beitrag stellt die Meinung des Autors dar und nicht die eines seiner vorherigen oder jetzigen Arbeitgeber und diese Publikation werden auch nicht von diesen in irgendeiner Form unterstützt.

Interessiert an weiteren Blogs zum 3D Druck?

In der vorherigen Folge wurde eine Quantensprung-Innovation aus der Sicht von Technologieanbietern erläutert.

 

In der nächsten Folge wird die Quantensprung-Innovation aus der Sicht von Start-ups erläutert.

 

Dr. Volker Möckel

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